(Noch) keine Poutine, aber viel Ahornsirup bei Joe & Ben in München

Das Joe & Ben hat mittlerweile geschlossen.

Von außen

Es ist ja schon ein bisschen verrückt, nur wegen einem kleinen Bistrorestaurant nach München zu fahren, aber ich redete mir sehr überzeugend ein, dass es genauso verrückt wäre, so etwas nicht zu tun, wenn man es doch tun könnte. Man ärgert sich doch am Ende immer mehr über das, was man nicht getan hat und nicht über das, was man gemacht hat.

Also trieb es mich Ende August zu Joe & Ben nach München. Joe & Ben ist eines der sehr rar gesäten kanadischen Restaurants in Deutschland. Genau genommen hab ich bisher nur zwei kanadische Restaurants gefunden, das andere ist in Dresden, aber vielleicht weiß Google ja auch nicht alles.

Noch mal von außen

In Dresden gibt es aber meines Wissens keine Poutine-Bestrebungen, und Poutine wollte ich ja. Poutine? Genau. Poutine ist ein besonderes Fast-Food-Gericht aus Kanada, das so bekloppt klingt, dass ich es unbedingt probieren muss: Pommes Frites mit gravy (Bratensauce) und cheese curds(Käsebruch). Käsebruch musste ich auch erst recherchieren, es ist ein Abfallprodukt bei der Käseherstellung, sollte nicht älter als 24 Stunden sein und noch schön quietschen.

Die schlechte Nachricht ist, Käsebruch gibt es in Deutschland quasi nicht, erst recht nicht vom Cheddar. Aber Joe & Ben wollen das ja ändern. Da das Restaurant zu dem Zeitpunkt meines Besuchs gerade frisch umgezogen war, fehlte leider noch die Dampfabzugshaube und die entsprechende Frittierlizenz, deswegen gab es überhaupt keine Poutine, aber das hatte ich clevererweise schon telefonisch erfragt und wie das so ist, wenn man sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann macht man es trotzdem, auch wenn das eigentliche Objekt der Begierde nicht verfügbar ist.

Von innen

Das Joe & Ben liegt vom Hauptbahnhof aus gut erreichbar in der Dachauer Straße, einer Gegend, die Köln-Mülheim-Sozialisierten wie mir Heimweh-Freudentränen in die Augen treibt. (In anderen Worten, hier reihen sich ansonsten Goldan- und verkäufe und Dönerbuden aneinander und schön ist auch anders, aber schön ist ja eh subjektiv.)

Poutine gibt’s wirklich keine, also lass ich mir das kanadischste der Speisekarte empfehlen und ordere dementsprechend Hard Lemonade mit Ahornsirup und die Bacon-Zwiebel-Ahornsirup-Pizza. Wo Ahornsirup drauf oder drin ist, das kann nicht schlecht sein.

Lemonade

Die Limonade kommt kultig in einer Art Einmachglas, den Ahornsirup schmeckt man nicht so wirklich raus, aber lecker ist es trotzdem. Die Wartezeit bis zur Pizza darf ich mir mit kanadischen Kochbüchern vertreiben, die mir Joe an den Tisch bringt. Die Geschichte, dass ich extra nach München gekommen bin, um da zu essen, wo es eigentlich Poutine geben sollte, die das aber doch nicht gibt, was ich sogar wusste, mir dann aber ausreichend egal war, scheint ausreichend beeindruckend.

Bücher

An der dauerhaften Poutine-Versorgung wird im Übrigen gearbeitet. Erst braucht es Abzugshauben und irgendwelche Lizenzen, auch cheese curds sind weiterhin nicht unproblematisch, weswegen man sie jetzt einfach selbst in einer Molkerei in der Nachbarschaft herstellt. Ich bin beeindruckt und hoffe ganz stark, dass die Münchener diese Mühe auch belohnen.

Dann kommt die Pizza. Diesmal schmeckt man den Ahornsirup schon besser, und ja, das kann man machen. Ahornsirup zu Bacon und Zwiebeln ist auch nicht bekloppter als Schokolade oder Karamell mit Meersalz, also. Natürlich ist die Pizza für mich zu groß, aber das war zu erwarten.

Pizza

Zum Abschied bekomme ich noch einen Cranberry-Brownie geschenkt. Korrektur: Einen RIESEN-Cranberry-Brownie. Ich bin aber so pappsatt, dass ich den weder auf der Rückfahrt noch abends zu Hause auch nur anknabbere. Statt dessen wird er am nächsten Tag mit den Kollegen geteilt, damit die auch was von meinem Münchenausflug haben.

Und: YEAH! Das ist mal ein richtig leckerer Brownie, schön schokoladig und matschig und die Cranberrys passen super. Auch dafür lohnt sich ein Besuch bei Joe & Ben.

Die Webseite ist noch im Aufbau, aber auf Facebook gibt es regelmäßig Neuigkeiten, auch zu gelegentlichen Poutine-Sonderveranstaltungen, die leider immer eher am Wochenende stattfinden. Münchener und alle, die gelegentlich mal in München sind: Es lohnt sich!

Und wenn es demnächst dauerhaft Poutine gibt, dann schau ich auch wieder vorbei und werde berichten. (Hoffentlich bald.)

P1040332

Joe & Ben
Dachauer Straße 25
80335 München
Telefon: 089/95 44 19 71

Öffnungszeiten: Mo – Fr: 08:00 – 00:00, Sa: 17:00 – 00:00

http://www.joeandben.com/
Joe & Ben auf Facebook

Aquavitae: Whisky- und Spirituosenmesse auf Zeche Zollverein

Rum

Ich wäre ja auch auf die Spielemesse gegangen, wurde aber hoffnungslos überstimmt. Also ging es gestern mit der 107 vom Rüttenscheider Stern bis hoch nach Katernberg zur Zeche Zollverein, wo die Whisky- und Sprituosenmesse Aquavitae organisiert von der Rolf Kaspar GmbH noch bis einschließlich heute stattfindet.

Herbst

Der Eintritt beträgt 10 Euro, dafür bekommt man aber auch ein hübsches Glas, und das braucht man auch. Da der Mann nichts gegessen hat, gibt es aber erstmal einen Haggisburger vom Stand von Casino Zollverein und dann geht’s frisch gestärkt auf die zweite Etage.

Menü

Im Erdgeschoss und auf der zweiten Etage finden Seminare und Tastings statt, die aber extra kosten, für die man sich anmelden muss und die auch, als ich am Donnerstag auf der Webseite nachguckte, schon größtenteils ausgebucht sind. Müssen wir uns fürs nächste Jahr merken, dieses Jahr bleiben wir dann eben auf der zweiten Etage und drängeln uns zwischen anderen Interessierten vorbei von einem Stand zum anderen.

Tafel

Es ist laut und voll und die Luft so von Alkohol geschwängert, dass ich vermute, man würde hier vermutlich allein durchs Atmen betrunken. Wir lassen’s aber nicht beim Atmen, sondern probieren bei Gansloser gleich mal einen leckeren Haselnussgeist, der riecht wie Nutella und auch ein bisschen so schmeckt, und dann nach etwas Eisschlehengeist. Lecker, aber auch teuer.

Danach geht’s weiter zum nächsten Obstbrandstand der Märkischen Spezialitäten-Brennerei aus Hagen, wo Doreen erst ein bisschen was von dem Apfelbrand probiert und dann ein kleines Fläschchen davon kauft.

Whisky

Der Mann und ich interessieren uns aber vor allem für den Whisky, der hier auch in Hülle und Fülle angeboten wird. Wir scheinen da nicht die einzigen zu sein, wenn ich die vielen Männer in Schottenröcken richtig deute. Also an den nächsten Whiskystand von Malts of Scotland.

Karte

Da ich mit den torfigen Sorten eher wenig anfangen kann, frage ich nach etwas milderem. Der Whiskysachverständige schlägt mir etwas abgefahrenes vor, das angeblich ein bisschen wie Joghurt-Gums schmecken soll. Ich probier ja alles und der 30–Jährige Inchgower, den ich für 3 Euro probieren darf, ist tatsächlich sehr, sehr lecker, allerdings auch mit 115 Euro die Flasche ein kleines bisschen außerhalb meines üblichen Sprituosenbudgets. Den Namen muss ich mir aber merken, vielleicht findet man ja mal kleinere Flaschen oder weniger lange gelagerte Varianten.

Inchgower

Als nächstes probieren wir Schweizer Whisky von Säntis Malt. Die Mädchenvariante als Sahnelikör landet nach einer Probierportion auch in Doreens Tüte, während der Mann lieber den richtigen Whisky probiert. Heissa! Das ist mal wieder Torf pur, die Sorte Whisky, für die wir in Edinburgh nach längerer Suche die Beschreibung “abgefahrene Autoreifen” fanden. Aber schon gut, also wenn man das mag.

Säntis Malt

Glas

Wir probieren weiter Likörchen (Basilikum und Pistazie-Sahne), während neben uns eine Dreierkombo Dudelsackspieler ein kleines Ständchen bringt. Dann weiter zu einem Stand, der französische Liköre von Giffard anbietet. Ich interessiere mich sofort für die Crème de Châtaigne, also einen Kastanienlikör, den ich anschließend auch käuflich erwerbe, denn an Zeug mit Kastanien kann ich so unheimlich schlecht vorbeigehen.

Liköre

Außerdem machen wir noch eine Miniverkostung von drei unterschiedlichen Arten von Cassis in unterschiedlichen Qualitätsstufen und werden dabei nicht nur noch ein bisschen betüddelter, sondern auch ein bisschen schlauer. Zuletzt gibt’s noch eine Kostprobe eines Likörs einer ganz besonderen Frucht, nämlich der Mûroise, einer Mischung aus Brom- und Himbeere. Auch davon landet eine Flasche in Doreens Tüte.

Verkostung

Nebenan kaufe ich drei Tüten Chips von Mackie’s of Scotland, einmal mit Honig-Senf (weil der Mann das lecker findet), einmal mit Bacon (weil ich das lecker finde) und einmal mit Haggis (dafür braucht man keine Begründung).

Chips

Eine letzte Kostprobe gönnen wir uns an dem Stand von Malts of Scotland, wo es schon den Inchgower gab und probieren den Tormore aus Speyside für 6 Euro. Mit 125 Euro die Flasche ist der noch mal teurer als der Inchgower, aber leider deutlich weniger überzeugend. Dann doch lieber den torfigen Schweizer Whisky, aber dafür haben wir nicht mehr genug Geld. Man kann ihn aber in Duisburg kaufen, insofern ist das gar nicht so schlimm.

Zeug

Dann reicht es uns auch. Es ist nach wie vor voll auf der Messe, den Alkoholgeruch nehmen wir mittlerweile wohl nicht mehr so wahr, aber wir haben genug gesehen, gehört und probiert und so langsam stellt sich auch Hunger ein.

In unseren Tüten befindet sich eine einsame Flasche Kastanienlikör und drei Tüten Chips. Doreen war fleißiger, aber dafür steht bei uns dann wohl demnächst ein Besuch bei einem Duisburger Whiskyhändler an. Und Inchgower will recherchiert werden. Vielleicht geht da ja auch noch was.

Tüten

Wenn man sich auch nur ein bisschen für Sprituosen, insbesondere Whisky, interessiert, dann lohnt sich ein Besuch auf der Aquavitae in jedem Fall. Die Proben kosten zwischen nix und nach oben offen, meistens aber irgendwas zwischen 3 und 8 Euro (das war zumindest mein Eindruck). Man kriegt viel erklärt, die Aussteller – jedenfalls die, die wir besucht haben – waren alle sehr freundlich und hilfsbereit. Nicht zuletzt ist die Auswahl größer als alles, was man als normaler Mensch an einem Nachmittag bewältigen könnte.

Fürs nächste Jahr muss ich daran denken, vielleicht auch mal eines der Seminare oder Tastings zu buchen. So wird man nämlich gerade als Laie von dem Angebot erschlagen und weiß überhaupt nicht, wo man anfangen soll. Aber das ist nächstes Jahr. Bis dahin haben wir Kastanienlikör.

Zeche

Kurzkritik: Lecker Tapas im Pelayo auf der Rü

Pelayo

Zum Geburtstag lud der Mann ins Pelayo auf der Rü zu Tapas-Leckereien ein. Das Pelayo liegt nicht nur sehr günstig mitten in Rüttenscheid, sondern hat auch einen wunderschönen großen Garten im Hinterhof.

Wir saßen aber drinnen, da draußen schon alles besetzt war, und orderten nach etwas längerer Wartezeit zunächst einen Aperitif, um danach in den Tapas-Angriff zu gehen. Das übernahmen dann Doreen und ich und bestellten eine ganze Ladung verschiedenster Leckereien für den ganzen Tisch.

So wurden uns nach und nach die schönsten spanischen Häppchen an den Tisch gebracht. Zwar schien der Service gelegentlich etwas überfordert, war aber trotzdem sehr freundlich und sichtlich bemüht, uns einen schönen Abend zu machen.

Und weil manchmal Bilder einfach mehr sagen als viele Worte, hier eine Auswahl der wirklich ausnahmslos guten Sachen, die uns so im Laufe des Abends serviert wurden.

Merguez

Gebratene Chorizo

Hackbällchen

Hackbällchen in Tomatensauce

Gebratene Paprika

Thunfisch mit Schafskäse

Datteln in Speckmantel

Datteln im Speckmantel

Kartoffeln

Kartoffeln mit Aioli (im Hintergrund marinierter Manchego)

Sardinen

Eingelegte Sardinen

Danach waren wir zwar schon pappsatt, aber für ein bisschen Nachtisch ist immer noch Platz. Also gab’s Churros mit Schokoladensauce und Crema Catalana für alle.

Churros

Crema Catalana

Abgesehen von kleinen Startschwierigkeiten haben wir im Pelayo einen sehr schönen und vor allem leckeren Abend verbracht. Die Tapaskarte ist ordentlich und hat wohl für jeden etwas zu bieten. Auch die Weinkarte kann sich sehen lassen. Das alles gibt’s zu moderaten Preisen.

Von uns eine deutliche Empfehlung, gerade für gemütliche Abende mit Freunden, wenn man sich – wie wir – gemeinsam so richtig durch die Karte futtern kann.

Pelayo
Rüttenscheider Straße 138
45131 Essen
Telefon: 0201/77 97 82

http://www.pelayo-essen.de/

Öffnungszeiten: Mo. – Do.: 11 – 23 Uhr, Fr. – Sa.: 11 – 24 Uhr, So.: 17 – 23 Uhr