Nachdem ich meinen Mann endlich dazu überreden konnte, nach Bordeaux zu fahren, das von unserem Ferienort nur etwa eine Stunde entfernt ist, suchten wir natürlich nach Restaurants, die interessant klangen. Ich stieß auf Dan und war gleich sehr angetan, schrieb eine Mail mit einer Reservierungsanfrage und schickte eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterher, sicherheitshalber. Leider sind wir gelegentlich spontan und und brachen auch in diesem Fall recht spontan nach Bordeaux auf. Ob wir an diesem Tag also einen Platz kriegen würden, war unklar. Trotzdem standen wir um kurz nach 19 Uhr in einer kleinen Straße in Bordeaux bei Dan und klopften zögerlich an die Tür. Geöffnet wurde zwar, aber das war es dann auch schon, leider sei heute nichts mehr frei, das ganze Wochenende sei ausgebucht, da sei nichts zu machen. Dafür bekamen wir immerhin mehrere Tipps, wo man noch gut essen könnten und landeten im Le Chien de Pavlov, wo wir einen sehr schönen Abend verbrachten. Zurück in unserem kleinen Feriendorf guckte ich dann noch mal die Bilder auf der Webseite durch. „Ich fürchte, wir müssen da essen“, sagte ich und spielte das gleiche Spiel noch mal. Nachfrage per Email, auf die erst keine Antwort kam und dann, aus purer Verzweiflung, eine Direktnachricht auf Facebook, die dann das gewünschte Ergebnis hatte. Ja, am Dienstag wäre noch was frei, kein Problem.
Am Dienstag stehen wir also wieder bei Dan vor der Tür, diesmal werden wir auch reingelassen, bekommen einen kleinen Tisch für zwei in dem ohnehin kleinen Restaurant. Alles ist etwas eng hier, dafür aber auch sehr gemütlich. Im Dan gibt es asiatisch-französische Fusionküche und so sieht es hier auch aus. Wir bestellen das Sechs-Gänge-Überraschungsmenü mit kompletter Weinbegleitung für mich und halber Weinbegleitung für meinen Mann, der noch fahren muss.
Als Gruß aus der Küche bekommen wir eine Rotkohlsuppe mit Fischrogen in einem kleinen Schälchen. Sehr würzig, von der Konsistenz interessant, etwas Brühe mit eingelegtem Rotkohl und dazu die großen Fischeier, die aufplatzen, wenn man drauf beißt.
Als ersten Gang gibt es eine Pilzvariation mit Fisch mit Pilzcreme, eingelegten Shiitakepilzen und eingelegtem Rettich. Der Fisch versteckt sich unter Pilzen und Rettich, leider habe ich vergessen, was es für ein Fisch war, aber lecker ist das alles, also ist es auch schon fast egal. Vor allem freut mich, dass ich die Shiitakepilze so lecker finde, denn mit Pilzen habe ich oft Probleme. Hier aber könnte ich noch mal eine Portion verdrücken.
Danach kommen Wan-Tans mit Garnelen und Foie Gras mit einer würzigen Garnelensauce. Dazu gibt es Dampfbrötchen mit Kräutern direkt aus dem Bambuskorb. Hier wird auch der französische Anteil des Gerichts direkt sehr offenbar, denn viel französischer als Foie Gras geht es kaum.
Nach den Wan-Tans bringt man uns Red Snapper mit Zucchini in der vielleicht leckersten Sauce, die ich je gegessen habe. Unser Gastgeber zählt alle Zutaten auf, die in der Sauce verarbeitet werden, es klingt grob wie jedes asiatische Kraut und Gewürz, das es gibt. Zusammen ist es eine Geschmacksexplosion, die ein bisschen durch einen Klecks Kokosnussmilch abgemildert und ergänzt wird.
Wie wir es denn fänden, fragt unser Gastgeber. „I want to marry that sauce“, sage ich und meine es so. Man gebe mir einen Topf mit dieser Sauce, ich würde ihn auslöffeln, bis nichts mehr übrig ist.
Der Hauptgang ist dann Schweinebauch nach Szechuan-Art gewürzt mit eingelegtem Gemüse und Auberginenmus. Mein Mann und ich sind beide keine Auberginenfans, so zubereitet haben wir aber keine Probleme, den Teller leer zu essen. Ich merke wieder, dass ich ein großer Freund von asiatisch eingelegtem rohen Gemüse bin. Jedes einzelne Stück wird sorgsam rationiert, damit ich möglichst lange etwas davon habe.
Nach dem Schweinebauch bringt man uns das Dessert. Moment, Dessert? Wir zählen nach… Pilze, Wan-Tans, Fisch mit Wundersauce, Schweinebauch… das waren doch erst vier. Oder zählt der Gruß aus der Küche als Gang? Das kann ja nicht sein. Aber erstmal egal. Jetzt haben wir Cassissorbet mit Schokoladenmousse, Biskuit und Lavendelcrème auf dem Teller und das will auch gewürdigt werden. Besonders angetan bin ich von der Lavendelcrème, aber auch der Rest enttäuscht nicht. Die Weinbegleitung ist übrigens auch gut abgestimmt, gemerkt habe ich mir die einzelnen Weine aber leider nicht.
Das Dessert ist verspeist. Wir zählen noch mal durch, nein nein, da fehlt noch ein Gang, aber was mag jetzt noch kommen? Käse vielleicht? Schlägt jetzt der französische Anteil, der sich den ganzen Abend sehr zurückgehalten hat, doch noch mit voller Wucht durch?
Tatsächlich kommt einfach: Noch ein Dessert! Zwei Dessertgänge! Was für eine tolle Idee! Wie oft saß man schon vor der Dessertkarte und konnte sich nicht entscheiden und nach wie vor darf man zwar diverse herzhafte Gänge nacheinander essen, Nachtisch gibt es aber immer nur einmal. So ein Unsinn eigentlich.
In diesem Fall bekommen wir einen Tapiokapudding mit Kokosmilch, Mangokompott, Baiser und etwas Kokoseis. Unser Gastgeber erzählt, dass das sein allerallerliebstes Dessert sei und tatsächlich ist es seelenwärmendes Essen, das wir andächtig aus dem Schüsselchen löffeln. An dieser Stelle haben wir auch konsistenztechnisch den kompletten Bogen gemacht, denn der Fischrogen vom Gruß aus der Küche ganz am Anfang und die Tapiokakügelchen im finalen Dessert sind sich vom Mundgefühl doch recht ähnlich.
Der Espresso kommt zwar recht schnöde aus einer Nespresso-Maschine, das freut uns aber in diesem Fall. Mit Espresso haben wir in Frankreich keinen guten Erfahrungen gemacht. Das Espresso-Äquivalent ist hier der „petit café“, der meistens eher etwas plörrig daherkommt. Außerdem bestelle ich noch einen japanischen Whisky, wenn schon, denn schon. Zumal es sehr nett ist, wie sich der Gastgeber freut, so begeisterte Gäste zu haben.
Wer in Bordeaux ist, sollte unbedingt rechtzeitig einen Tisch bei Dan reservieren. Es geht erwiesenermaßen auch per Facebook, auch wenn dieser Weg wohl eher ungewöhnlich ist. Wir freuen uns jedenfalls schon darauf, wenn wir im nächsten Frankreichurlaub wieder hier einen Abend verbringen können.
Dan ist übrigens kein Name, sondern das chinesische Wort für Laterne. Das kleine Restaurant in Bordeaux wurde unter anderem von der New York Times im Artikel „52 Places to Go in 2016“ erwähnt.
Dan
6 rue de Cancéra
33000 Bordeaux
Frankreich
Tel: (33) 05.40.05.76.91
Email: contact@danbordeaux.com
www.danbordeaux.com
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 19:30 Uhr bis 22:30 Uhr