Auch dieses Jahr findet im Marieneck in Köln-Ehrenfeld wieder der Summer of Supper statt. Verschiedene Supper Clubs präsentieren hier für je einen Abend ihr Menü, wie bei Supper Clubs üblich sitzen alle an langen Tischen, es wird zeitgleich serviert und man kann sich überraschen lassen, was es zu Essen gibt. Der Abend am 16.7.2016 steht unter dem Motto „Schwein gehabt – Es gibt Rind!“, Caro und der Küchenjunge servieren in fünf Gängen alles mögliche, teils etwas ungewöhnlichere vom Rind.
Das liest sich auf der Speisekarte auch wie erhofft spannend: Herzspießchen mit Granatapfelredukton, Zünglein, Klößchen von Leber, Mark und Hack, Zweierlei vom Ochsenschwanz und als Hauptgang ein Onglet. Nur im Dessert taucht kein Rind auf, dafür gibt es Liebesknochen, passt also auch irgendwie. Ein Rind einmal von vorne bis hinten, das passt auch zum Trend, alles vom Tier zu verwenden und nicht nur die beliebtesten und sicheren Stücke.
Wir haben großen Hunger, denn wir haben spät gefrühstückt und dann nichts mehr gegessen. Vorneweg gibt es Rauchfleischfrischkäse mit Roggenbrot, den wir sehr angetan rumreichen und uns fragen, wie man an eine Extraportion zum Mitnehmen kommt.
Dann geht es auch endlich los. Wir bekommen einen Teller mit drei kleinen Portionen: Einmal die Herzspießchen, dann Tartar mit Parmesanmayonnaise und Kapern und Zünglein mit Meerrettichschaum. Da ich vor ein paar Jahren in Frankreich mal einen Salat mit Entenherzen aß, schreckt mich hier wenig ab. Tatsächlich gibt es auch keinen Grund zur Sorge, sowohl Herz als auch Zünglein schmecken sehr fein. Leider wird durch die Soßen sehr viel vom Eigengeschmack weggenommen, der mich sehr interessiert hätte. Lediglich der Tatar ist kaum oder gar nicht gewürzt, hier hätte ich mir vielleicht ein Eigelb vom Wachtelei gut vorstellen können, mit der Mayonnaise schmeckt es dann aber wieder sehr gut.
Als nächstes bekommen wir die drei Klößchen, einmal Leber, einmal Mark und einmal Hack, darunter schön säuerliches Rahmsauerkraut. Leber- und Markklößchen schmecken sehr fein, das Hackklößchen wirkt dagegen etwas profan, Hack eben. In Kombination mit dem Sauerkraut aber insgesamt auch eine sehr feine Sache. Leider passt der Wein nicht ganz dazu, in der Nase habe ich Minze, im Mund viel Zitrone, also auch viel Säure. Zum Sauerkraut hätte, da sind wir uns einig, etwas mit mehr Kontrast besser gepasst.
Als nächstes das Zweierlei vom Ochsenschwanz, einmal im Teigmantel, einmal als Suppe, dazu ein Wurzel-Nuss-Salat. Die Suppe ist exquisit, als bekennender Consommé-Fan könnte ich davon einen ganzen Teller auslöffeln. Das Fleisch im Teigmantel ist zart, bleibt aber geschmacklich etwas zurück. Als Kontrast dazu der wieder etwas säuerlichen Salat aus Möhre und Roter Bete und ein leichter Rotwein zur Begleitung.
Zum Hauptgang nun das Onglet, der Nierenzapfen, ein Stück, das in Deutschland recht selten auf den Tisch kommt, in Frankreich steht es überall auf der Speisekarte. Dazu gibt es Foie-Gras-Schaum, auf den wir alle besonders gespannt sind, Kartoffelwürfel und Böhnchen. Das Fleisch hat einen schönen Garpunkt, der Foie-Gras-Schaum schmeckt erwartungsgemäß fein und passt gut zu dem etwas intensiveren Onglet. Auch an den Beilagen gibt es nichts auszusetzen, die Böhnchen hätten vielleicht noch etwas Salz vertragen, das ist aber wie so oft Geschmackssache. Als der Küchenjunge noch mit dem Siphon mit Foie-Gras-Schaum herumläuft recken wir begeistert die Arme. Wir wollen auch noch ein bisschend davon auf dem Teller haben.
Als Nachspeise dann den Liebesknochen, oder eben ein Éclair mit Karamell, Sahne und Früchten. Nach dem vergeblichen Versuch, das Gebäckstück mit Löffel und Gabel zu zerteilen, greife ich beherzt zu und beiße einfach rein. So würde ich das ja auch essen, wenn ich gerade in Frankreich bei einer Bäckerei so eine Leckerei geholt hätte. Am Ende des Abends bin ich ordentlich betüddelt, zum Dessert gab es einen Süßwein, Jahrgang 2004 und weil mein Mann noch fahren muss, bekomme ich immer noch eine zusätzliche halbe Weinbegleitung.
Zum Abschluss einen Espresso und dann brechen wir auch schon auf, um rechtzeitig zur Übertragung der Kölner Lichter zu Hause zu sein. Nächste Woche sind wir wieder da, wenn Annette Sandner und Michael Riedl mit ihrem Rockabilly Restaurant auftischen. Wir sind gespannt, aufs Essen, auf die Weine und natürlich auf die anderen Gäste. Der Summer of Supper geht noch bis zum 24.7., wer also auch teilnehmen und sich bekochen lassen will, der kann auch kurzfristig noch Tickets kaufen.
Marieneck
Marienstraße 1c
50825 Köln