Annes kleine Weinstunde

Diesmal hab ich zwei Weine ausgeguckt, die in diesem Haushalt jetzt schon mehrfach auf den Tisch kamen. Dabei kann ich auch mal mit dem Vorurteil aufräumen, Bioweine könnten nix. Bioweine können sehr wohl was. Es gibt bestimmt auch welche, die nichts können, aber das ist ja bei normalen Weinen auch so, da muss man nicht vom Kleinen aufs Große schließen.

Obwohl es jetzt schon deutlich auf den Herbst zugeht, gibt’s jetzt zwei hübsche Weißweine, einen Chardonnay und irgendwas anderes, muss ich gleich noch nachgucken, war aber auch gut. Aber ich fange am besten einfach an.

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Finca Fabian, Chardonnay 2011, Dominio de Punctum

Für diesen Wein muss man etwas ausholen. Es ist nämlich so, dass wir 2009 in Kalifornien waren, wo man sich ja vor guten Weinen kaum retten kann und in jedem Restaurant ob der Weinkarte heillos überfordert ist. Da waren wir in Paso Robles, einem Kaff irgendwo zwischen Weinbergen und der Mann trank anscheinend einen der besten Weine überhaupt, hatte sich aber leider nicht gemerkt, was es für einer war und ich hatte das sowieso vergessen.

Knapp vier Jahre später schleppte ich dann aus dem Bioladen diesen spanischen Chardonnay an, hauptsächlich, weil das Label so hübsch war und… heissa! Was ein großartiger Weißwein! Meine erste Assoziation war, dass der Wein irgendwie nach Whisky schmeckte. Mittlerweile würde ich sagen, dass er tatsächlich eine Dessertweinnote hat, was aber nicht bedeutet, dass dieser Wein lieblich wäre, ganz im Gegenteil. Es ist ein sehr kräftiger Weißwein, der zusätzlich noch eine gewisse Süße hat, die aber eher provokant reinhaut anstatt lieblich und harmlos daherzukommen. Genau sowas, sagte der Mann dann, sowas sucht er seit unserem Besuch in dem Restaurant in Paso Robles. Und ich hab’s gefunden, im Biomarkt in Essen. Für sechs Euro. Kann man nicht meckern, nur empfehlen.

(Finca Fabian, Chardonnay 2011, Dominio de Punctum gibt’s zum Beispiel bei basic für ungefähr 6 Euro.)

 

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Original B&G, Sauvignon Blanc 2010, Barton & Guestier (Val de Loire)

Auf diesem etwas verwackelten Bild sieht man einen Wein, den ich mir für einen netten sturmfreien Abend in einem so eher durchschnittlich sortierten REWE irgendwo in Hessen kaufte. Es war ein Spontankauf, eventuell hat das Biolabel geholfen, das Label war’s jedenfalls nicht, das ist ja eher unspektakulär.

Das besondere an diesem Wein ist, dass er so unglaublich süffig ist, dass ich auf einmal und quasi ohne Vorwarnung auf eine fast leere Flasche guckte und mich fragte, wann das denn bitte schön passiert sei. Es klingt jetzt vielleicht etwas unspektakulär, weil mir auch sonst keine großartigen Attribute einfallen. Aber wenn man wirklich einen guten, leichten, spritzigen und wirklich unglaublich süffigen Weißwein braucht, also so ungefähr das Gegenteil von dem Chardonnay oben, nur eben auch gut, dann kann ich diesen Wein empfehlen. Den trinkt man weg und weiß gar nicht, wie einem passiert.

Einige Wochen später fand ich ihn auch in der gigantischen Weinabteilung des einen REWEs am Hohenzollernring in Köln und packte ihn gleich in den Einkaufskorb, aber das ist eine andere Geschichte und soll ein ander Mal erzählt werden.

(Original B&G, Sauvignon 2010, Barton & Guestier, z.B. im REWE für irgendwas unter 10 Euro)

Ontario Canadian Steakhouse in Dresden

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Schon zwei Mal stolperte ich über das Ontario Steakhouse in Dresden. Da erste Mal auf der Suche nach Restaurants, die das kanadische Fast-Food-Gericht „Poutine“ auf der Karte haben könnte (haben sie im Ontario allerdings nicht) und das nächste Mal im Buch von Julia Schoon über Delikatessen weltweit. Ein Kapitel war nämlich den Farnspitzen gewidmet und die gibt es tatsächlich dann im Ontario Steakhouse.

Als es dann für eine Hochzeit nach Dresden ging, nutzte ich die Gelegenheit und reservierte für einen Abend einen Tisch. Dabei kamen uns dann kurz vorher noch Zweifel. Auf der Hochzeit wurde uns abgeraten und die Bewertungen im Internet waren durchwachsen. Während manche Leute begeistert schwärmten, gab es auch viel Gemeckere, zu teuer, unfreundlicher Service, zu laut und auch Kritik am Essen. Letztlich wagten wir uns aber (gemäß der Devise „Man muss es selbst beurteilen“) doch hin und wurden – das gleich vorweg – nicht enttäuscht.

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Das Ontario Steakhouse befindet sich direkt an der Frauenkirche, hat im Sommer eine große Außenterrasse und ansonsten Plätze im oberen Stockwerk, teils sogar auf dem Balkon mit Aussicht auf die Frauenkirche. Uns war es aber schon ein bisschen zu kalt und dementsprechend wollten wir einfach gemütlich in Fensternähe sitzen und zumindest ein bisschen die Aussicht genießen. Und natürlich lecker essen.

Und das haben wir auch gemacht. Die Speisekarte ist groß und umfangreich, aber die Entscheidung ist doch schnell gefällt. Als Vorspeise Farnspitzensuppe für mich, danach ein Filetsteak mit kleinen Maiskölbchen in Kräuterbutter. Der Mann verzichtete auf Vorspeise, dafür soll es ein Rib-Eye-Steak sein. Prime-Rib-Eye, am Knochen, wenn schon, denn schon.

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Zunächst gibt es aber einen Aperitif, irgendeinen Cocktail, dessen genaue Zusammensetzung ich aber schon wieder vergessen habe. Schön spritzig, aber nicht spektakulär. Viel spannender ist die Weinkarte. „Also, ich hab drei, die mich interessieren“, sagt der Mann. „Dann sag mal“, sage ich, denn ich habe da einen Verdacht. Der Mann nennt die Favoriten, einen Chardonnay, einen Shiraz und einen Pinot Noir. Genau die gleichen, die ich auch ausgeguckt hatte. Und irgendwie wundert mich das nicht.

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Nach dem Cocktail starten wir dann zunächst mit dem Chardonnay, der wie in der Beschreibung tatsächlich strohgelb ist und sehr toll nach Chardonnay schmeckt. Die kanadischen Weine kommen allesamt von der Konzelmann Winery in Niagara-on-the-Lakes. Wer mir sagen kann, wo man die in Deutschland auftreiben kann, dem wäre ich sehr verbunden, denn der Chardonnay kann was, da kann man nicht meckern.

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Die Farnspitzensuppe kann auch was, eine Bouillon mit Möhrchen, Pastinaken und eben Farnspitzen. Farnspitzen sehen aus wie, nun ja, Farnspitzen eben, die aufgerollten Enden von Farnblättern. Und sie schmecken faszinierenderweise genau so, wie man sich vorstellt, wie Farnspitzen schmecken sollten. Wer jetzt denkt, „Woher soll ich denn wissen, wie Farnspitzen schmecken“, es ist einfach so. Hat man eine probiert, denkt man, dass genau so wohl diese kleine grünen Blätter schmecken sollten. Etwas grasig, etwas dumpf, aber trotzdem zart.

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Als nächstes folgt das Fleisch. Auch hier gibt es nichts zu beanstanden, mein Filet ist super, das Steak des Mannes ebenso. Auf die Maiskölbchen hätte man aber verzichten können, die sind eher Durchschnitt. Wahrscheinlich gibt es bessere Beilagen, im Zweifelsfall kann man sich aber auch ganz aufs Fleisch konzentrieren, das ist nämlich fantastisch.

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Und so schlemmen wir uns weiter durch den Abend, wechseln zum Rotwein, für den uns mehrere Optionen in Probiergläsern an den Tisch gebracht werden, bestellen die Dessertvariation mit tollem Pekannusskuchen und Nougatparfait, dazu kanadischen Dessertwein und schließlich, weil wir einfach nicht gehen wollen, weil alles so lecker und gemütlich ist, die Aussicht auf die Frauenkirche so schön und der Service so zuvorkommend und eloquent, bestellen wir uns noch eine kanadische Käseplatte und auch hier gibt’s nichts zu meckern, außer vielleicht, dass nichts mehr in den Magen passt, aber das sind ja wir selber schuld.

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Dessertvariation

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Käseplatte

Zwischendurch noch einen Canadian Coffee mit kanadischem Whiskey und Ahornsirup und zum Abschluss zwei Obstbrände von heimischen Herstellern, einmal Apfel und einmal von der Schwarzen Knorpelkirsche. Dann sind wir irgendwann doch durch, nichts passt mehr, und wir können satt und glücklich durch die laue Dresdner Nacht zum Hotel zurück torkeln.

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Nein, wir haben hier wirklich gar nichts zu meckern. Unten spielt ein Mann am Klavier live, was über Lautsprecher in das obere Stockwerk übertragen wird, dafür ist es oben schön angenehm. Tatsächlich, so verrät uns eine Servicekraft, sieht das im Winter leider etwas anders aus, da ist es oben dann doch deutlich voller und wohl auch lauter, denn der Klaviermensch spielt dann direkt auf der Etage. Das erklärt auch die negativen Kommentare im Internet diesbezüglich. Über die Qualität des Essens gibt es von uns nichts zu meckern, die Preise sind zwar – auch gerade für Dresden – ein bisschen höher, aber immer noch voll im Rahmen. Wir wurden einen Abend lang sehr nett verwöhnt und können das nur weiterempfehlen. Und dann unbedingt die Farnspitzen probieren, wenn man schon da ist. Und mir eine Flasche von dem kanadischen Chardonnay mitbringen. Das wär auch toll.

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Ontario Canadian Steakhouse
An der Frauenkirche 2
01067 Dresden

Telefon: 0351 / 40 28 86 60

http://www.ontario-dresden.de/

Öffnungszeiten: Mo – So: 11 Uhr bis 1 Uhr

Zwei Mal Jamie’s Italian in Edinburgh

Schild

Normalerweise plane ich bei einem Urlaub ja nicht viel vor, aber bei dem Kurztrip nach Edinburgh war das doch ein bisschen anders. Wir wollten zu „Jamie’s Italian„, und da wir dann doch nicht das Risiko eingehen wollten, wieder abgewiesen zu werden, buchte ich für Freitagmittag einen Tisch für vier. Das geht online über Bookatable und war schnell erledigt.

Im Nachhinein weiß ich nun, dass man zumindest mittags und unter der Woche nicht zwingend reservieren muss. Das „Jamie’s Italian“, günstig gelegen mitten in der Edinburgher New Town ist sehr groß und geräumig, erstreckt sich in einem Gebäude so, dass man sowohl von der George Street als auch von der Rose Street eintreten kann. Deswegen, aber dazu später mehr, waren wir dann auch einfach noch mal da und haben uns etwas weiter durch die Karte probiert.

Menü

Am Freitag werden wir erstmal zu einem Vierertisch geführt. Unsere Bedienung stellt sich als Sonya vor, bringt uns die Karten und erklärt uns die Tageskarte, die auch groß an einer Tafel an der Wand steht. Sehr plüschig und luxuriös ist es hier, ein bisschen dunkel, mit viel Holz und einer Art Station in der Mitte des Raumes, an der riesige Schinken hängen und wo die Vorspeisen auf dicken Holzbrettern herausgereicht werden.

Innen

Ein Blick auf die Karte macht uns klar, das wird nicht einfach mit der Entscheidung. Von leckeren Vorspeisentellern, bzw. Vorspeisenholzbrettchen über Pasta und Risotto bis hin zu Fisch und Fleisch klingt alles gut und verlockend. Schließlich entscheide ich mich für das „Land and Sea Risotto“ als Vorspeise und dem Slow-Cooked Pork Belly als Hauptgericht. Mein Mann wählt das Dry-Aged Rib-Eye-Steak mit Trüffelsauce, allerdings ohne Vorspeise. Außerdem eine Runde von Jamie’s weißem Hauswein.

Frittierte Gnocchi

Pork Belly

Toller Pork Belly mit knusprigen Kartöffelchen.

Steak

Dry-Aged Rib-Eye-Steak, der Cut ein bisschen zu dünn, aber ansonsten sehr gut.

Kurz gesagt: Alles ist sehr, sehr lecker. Der Wein ist gut, das Essen nicht spektakulär, aber wirklich gut. Der Schweinebauch wunderbar zart und mit einer Wahnsinnskruste und die Nudeln schmeckbar hausgemacht, die Sauce fruchtig. Beim Risotto gibt es kleine Abstriche, weil es einfach kein ordentliches Risotto ist. Dafür ist es nicht cremig genug. Geschmacklich allerdings ist es genauso toll wie die anderen Gerichte.

Risotto

Vorspeisenrisotto, das nicht hundertprozentig Risotto, aber trotzdem sehr lecker ist.

Als wir von Weißwein zu Rotwein schwenken wollen, bietet uns Sonya an, zwei Probiergläschen zu bringen, damit wir uns entscheiden können. Tatsächlich ist der von ihr empfohlene Montepulciano deutlich besser als der, den wir ausgeguckt haben, also kommt davon auch noch eine Flasche auf den Tisch.

Zum Nachtisch gibt es Mandelfrangipane mit Himbeeren, lecker marzipanig, aber ein bisschen zu trocken und mächtig. Dazu hausgemachtes Sauerrahmeis, das einen schönen Kontrast zum süßen Kuchen bildet.

Frangipane

Das Fazit vom ersten Abend. Leckeres Essen, wunderbares Ambiente und ein sehr aufmerksamer Service. Man muss sich hier klar sein, dass Jamie Oliver keine Sterneküche bietet, sondern einfach bodenständige, gute Küche, viel hausgemacht und mit guten Zutaten. Dafür ist es aber auch preislich völlig im Rahmen und man kann hier sehr gemütliche Stunden verbringen.

Bar

Genau deswegen verschlägt es uns ein paar Tage später wieder hierher. Wieder mittags, diesmal aber nur zu zweit und ohne Reservierung. Diesmal möchten wir Nudeln essen und vielleicht irgendeine von diesen Vorspeisenholzbrettchen, die beim letzten Mal schon so lecker aussahen, als sie an uns vorbeigetragen wurden.

Statt dessen machen wir aber was ganz anderes. Für 15 Pfund pro Person gibt es „Jamie’s Proper Italian Feast“ mit einer ganzen Auswahl an Antipasti und einer kleinen Auswahl an Hauptgerichten. Die Bedienung bringt aber erst mal zwei große Konservendosen auf den Tisch. Ein paar Minuten später klärt sich die Bedeutung der Dosen. Darauf wird nämlich das Brettchen mit unseren Vorspeisen gestellt, ansonsten wäre der kleine Tisch schon viel zu voll. Wir haben verschiedene Wurstscheiben, etwas Foccacia, ein Möhren-Rote-Bete-Salat, Mozzarella und ein anderer Käse auf einem Cracker. Dazu Pepperoni, Kapern und Oliven.

Antipasti

Wie erwartet ist alles sehr lecker, vor allem eine der Salamisorten hat es mir angetan. Als nächstes kommen die Hauptgerichte: Spaghetti alla Norma (also mit einer sehr würzigen Tomatensauce), Risotto Primavera, Polentaschnitten mit Parmesankruste und Hähnchen mit kleinen Kartöffelchen.

Spaghetti und Risotto

Hähnchen und Polentaschnitten

Überraschenderweise ist das Hähnchen sofort mein Favorit, sehr saftig ist es und die Kräutersoße wunderbar lecker. Aber auch die anderen Gerichte überzeugen. Alles ist einfach, aber lecker, und bis auf ein paar Polentaschnittchen bleibt auch nichts übrig. Dafür sind die Portionen aber auch genau richtig, man wird satt, hat aber nachher nicht das Gefühl, platzen zu müssen.

Innen

Nachtisch ist leider nicht im Paket enthalten, das müssen wir separat bestellen und entscheiden uns ganz simpel für einen Eisbecher. Hausgemachtes Eis, einmal Vanille, einmal Karamell und einmal irgendwas mit Honig, dazu etwas Butterscotchsoße und zerkrümeltes Honiggebäck. Die Bedienung, die sehr überzeugend „Caramel is the best“ sagte, behält recht, das Karamelleis ist wirklich das beste, die anderen Sorten aber auch überzeugend.

Eis

Auch beim zweiten Mal verlassen wir das Jamie’s Italian satt und zufrieden und wissen jetzt: Wer wirklich gut italienisch essen gehen kann, der kann das ohne Probleme in einem Jamie’s Italian tun. Es gibt in jeder größeren britischen Stadt (mindestens) ein Restaurant, das in Edinburgh können wir von ganzem Herzen empfehlen.

Jamie’s Italian
The Assembly Rooms
54 George Street
Edinburgh, EH2 2LR

Telefon: +44 (0)131 202 5452

http://www.jamieoliver.com/italian/

Öffnungszeiten: Mo – Sa: 12 Uhr – 23 Uhr, So: 12 Uhr – 22:30 Uhr