Essen wie Anne in Frankreich: MILES in Bordeaux

MILES, Bordeaux, 13.9.2016

Es ist Unwetter als wir in Bordeaux auf der Rue Sainte-Catherine an der Ecke Rue du Cancera stehen und eigentlich zu MILES wollen. Das FNAC, in das wir uns noch bis zur Ladenschlusszeit geflüchtet haben und das eine erstaunlich gute Kochbuchecke hat, schließt, die Menschen drängen sich unter dem kleinen Vordach, denn es regnet wie bescheuert.

„Wir müssen eigentlich nur ein paar Meter weiter“, sage ich meinem Mann, der mich anguckt, als wäre ich nicht ganz von Sinnen, bei dem Regen überhaupt auch nur in Betracht zu ziehen, irgendwohin zu gehen. Auf der anderen Seite haben wir reserviert und lange warten möchte ich hier auch nicht. „Kannst du laufen?“ frage ich, mein Mann nickt und dann laufen wir halt los.

Rund 150 Meter weiter kommen wir durchnässt und außer Atem im MILES an, einem kleinen Restaurant, das von zwei jungen Paaren geführt wird. Das Konzept des MILES: Es gibt nur ein 5-Gänge-Menü abends, mittags kann man zwischen drei und vier Gängen wählen. Die Karte wechselt alle paar Wochen. Das Essen wird in der offenen Küche zubereitet, insgesamt gibt es vier kleine Tische und 13 Plätze (wenn ich richtig gezählt habe) an der Bar mit Blick auf eben diese offene Küche.

MILES, Bordeaux, 13.9.2016

Reserviert habe ich am Samstagabend für Dienstag, und wurde Dienstagmorgen vom Anruf des Restaurants geweckt. Seitdem weiß ich auch, dass mein Französisch mittlerweile wieder so gut ist, dass ich auch im schlaftrunkenen Zustand zumindest verstehe, dass die Reservierung klappt und wir Plätze an der Bar haben werden. Das klingt erst ungemütlich, aber schon auf TripAdvisor wiesen Gäste darauf hin, dass man wirklich unbedingt an der Bar sitzen will, damit man auch alles mitbekommt, was in der Küche passiert. Grund zur Freude also.

Wir werden begrüßt und an unsere Plätze geführt. Die Karte ist recht überschaubar, klar, es gibt ja auch nicht viel auszuwählen, die Frage nach Allergien und Unverträglichkeiten verneinen wir und nehmen jeweils die Weinbegleitung für das Menü. Für mich gibt es noch einen Cocktail MILES als Aperitif, mein Mann als designated driver fragt nach einer alkoholfreien Alternative. Man könnte den Cocktail auch einfach ohne Alkohol machen, sagt die Bedienung und so machen wir es dann auch.

MILES, Bordeaux, 13.9.2016

Der Aperitif ist fruchtig erfrischend, mit Limette und Minze und als alkoholfreie Variante fast noch leckerer. Während wir warten und trocknen können wir den vier jüngen Köchen beim Wuseln zusehen. Die Küche ist klein, aber das Team wirkt routiniert, schnell wird klar, dass hier jeder weiß, was wann von wem zu tun ist. Ich jauchze, als ich das Anova-Sous-Vide-Gerät erblicke und wir rätseln, was uns wohl heute sous-vide-gegart serviert wird.

MILES, Bordeaux, 13.9.2016

Während sich das Restaurant weiter füllt, werden direkt vor uns Teller und Schüsselchen in Position gebracht und mit den Grüßen aus der Küche bestückt. Als erstes gibt es Algenchips mit Schweinbauch und karamellisierter Tomatensauce, danach Fenchelsalat in fermentierter Milch mit rohem Pollack. Beides schmeckt ganz ausgezeichnet und macht gespannt auf das, was kommen wird.

MILES, Bordeaux, 13.9.2016MILES, Bordeaux, 13.9.2016

Zum ersten Gang gibt es einen Weißwein aus Kalifornien, auch etwas, das uns in Frankreich eher selten unterkommt. Die Franzosen bleiben üblicherweise bei französischen Weinen, davon haben sie ja zugegebenermaßen auch reichlich. Diesmal werden uns die Teller über die Bar angereicht, nachdem wir schon der Anrichtung beiwohnen konnten. Irgendwas mit Eigelb, Pilzen und Schäumchen. Was noch so alles drinsteckt wird uns so richtig mit jedem weiteren Handgriff bewusst. Jedes Mal, wenn wir denken, dass jetzt der Teller aber fertig sein muss, kommt noch jemand und fügt noch ein paar Blättchen oder ein bisschen Soße dazu.

MILES, Bordeaux, 13.9.2016

Am Ende haben wir sous-vide-gegartes Eigelb mit Pilzen und Crumble, dazu eine Artischockencreme und Milchschaum mit Yuzu-Zitrone. Die Aromen stimmen, das Eigelb ist wunderbar weich, die Texturen kontrastieren, alles ist super. Die letzten Tropfen Eigelb wischen wir mit Brot auf, damit auch ja nichts umkommt.

MILES, Bordeaux, 13.9.2016

In der Zwischenzeit wird der nächste Gang vorbereitet und das ist wieder sehr aufregend. Makrele wird direkt vor unseren Augen gegrillt. Dazu gibt es Tofumayonnaise, vietnamesisch gewürzte Auberginen, gerösteter schwarzer Reis, eingelegte Zwiebeln und eine Orangen-Ingwer-Sauce. Das ist alles ganz und gar köstlich, sowohl für sich als auch in der Kombination und natürlich mit der Feuershoweinlage vorher erst recht.

MILES, Bordeaux, 13.9.2016MILES, Bordeaux, 13.9.2016

Es folgt der vielleicht schwächste Gang, was aber bei dem hohen Niveau auf dem hier gekocht wird, nicht viel heißen soll. Es gibt Stör auf einer Grünen-Curry-Sauce mit Zucchini und Muscheln mit Kokosschaum. Auch das alles gut, aber im Zusammenspiel nicht ganz so spannend wie die vorherigen (und Spoiler: die kommenden) Gänge.

MILES, Bordeaux, 13.9.2016

Als vierten Gang gibt es Mais mit Ente. Unten Maispüree, darüber mit Miso gewürzter Mais, Blaubeeren, gegrillte Frühlingszwiebel und zwei Stücke von der Ente. Während mein Mann versucht, mir die Ente zu klauen, schwärme ich von Mais als unterschätztem Gemüse. Sowohl das Maispüree als auch der gewürzte Mais sind geschmacklich super, ich könnte direkt eine doppelte Portion essen oder hätte zumindest gerne das Rezept.

MILES, Bordeaux, 13.9.2016MILES, Bordeaux, 13.9.2016

Die Teller werden uns üblicherweise von einem der Köche über die Theke gereicht, zusammen mit einer ausführlichen Erklärung, was wir auf dem Teller haben. Wir haben uns dafür entschieden, unser Essen auf Englisch erklärt zu bekommen, was auch ohne Probleme funktioniert. Das Publikum ist generell erstaunlich international. Neben uns sitzt ein britisches Paar, am Tisch hinter uns ein junges Paar aus Philadelphia und an einem anderen Tisch eine deutsche Gruppe. Die Bedienung entschuldigte sich gleich zu Anfang unnötigerweise für ihr vollkommen ausreichendes Englisch.

Nun also der letzte Gang, das Dessert. Wir bekommen Feigen-Buttermilch-Eiscreme auf Ziegenkäse-Honig-Schaum mit Feigen, Sesamkuchen und Honeycomb. Auch hier stimmt alles, außer, dass es der letzte Gang ist.

MILES, Bordeaux, 13.9.2016

Schon trudeln die nächsten Gäste ein. Im MILES wird üblicherweise zu zwei Zeiten gestartet, um 19:30 Uhr und um 21:30 Uhr. So können die Teller weitestgehend zusammen angerichtet und serviert werden. Das bedeutet auch, dass davon ausgegangen wird, dass man in zwei Stunden durch ist, es wird aber niemand gedrängelt oder vor die Tür gesetzt, wenn es doch etwas länger dauert. Wir trinken noch einen Kaffee und fordern dann die Rechnung.

MILES, Bordeaux, 13.9.2016

Für ein 5-Gänge-Degustations-Menü haben wir 48 Euro bezahlt. Die Weinbegleitung mit vier Weinen kostet 22 Euro. Wer nur zu zweit unterwegs ist, sollte zusehen, dass er an der Bar einen Platz bekommt, aber das MILES ist so klein, dass man auch von den Tischen aus noch einen guten Blick in die Küche hat.

Wir haben exzellent gegessen, wurden sehr freundlich bedient und alle unsere (Zwischen-)Fragen wurden jederzeit beantwortet. Wir sind zwar nicht oft in Bordeaux, aber im MILES waren wir hoffentlich nicht zum letzten Mal.

MILES, Bordeaux, 13.9.2016

MILES
33, Rue du Cancera
33000 Bordeaux
Frankreich

Tel: +33 (0)5 56 81 18 24
www.restaurantmiles.com

Dienstag bis Freitag: 12:00 – 14:30, 19:30 – 22:00
Samstag 19:30 – 22:00

Bistro Carmagnole in Hamburg

Bistro Carmagnole Hamburg 12.2.2016

Als wir im Februar unseren Wochenendausflug nach Hamburg planten, stellte sich wie so oft die Frage danach, wo man essen sollte. Das ist in Hamburg nicht ganz einfach, wenn man fragt, bekommt man direkt mehr Hinweise, als man Abende (und Mittage) zur Verfügung hat und ist quasi sofort überfordert.

Wenn man dann aber schon eine kleine Auswahl beisammen hat, kommen Leute auf Instagram und veröffentlichen Bilder von Cocktails und Nachtischen und in dem Moment weiß man, genau da will man hin. Man muss nur noch rausfinden, was und wo das ist. In diesem Fall war es die Lilly und die Bilder kamen offenbar aus dem Bistro Carmagnole im Schanzenviertel. „Da gehen wir hin“, sagte ich nur und zeigte die Bilder meinem Mann. Und da gingen wir dann hin.

Bistro Carmagnole Hamburg 12.2.2016

Eine Vorwarnung direkt. Das Bistro Carmagnole ist klein, voll und dementsprechend laut. Statt dessen kleine Holztische und wunderhübsche Bodenfliesen, Kellner mit dünnen französischen Schnurrbärten und viel Gewusel. Für ein romantisches Essen ist es also nur bedingt geeignet. Man muss entweder sehr laut reden, damit der andere einen versteht oder man redet einfach weniger und konzentriert sich statt dessen auf Essen und Trinken. 

Womit wir schon beim Thema wären: Die Cocktails! Ich hätte sie alle probieren wollen, aber das schafft man leider an einem Abend nicht. Oder es wird ein sehr langer Abend und man nimmt in Kauf, danach sehr betrunken zu sein. Mein Mann und ich entscheiden uns beide für den Monsieur Provocateur, der aus Hendrick’s Gin mit Schwarztee-Infusion, Champagner, Granatapfel-Rote-Beete-Champagneressig-Rosen-Shrub und Verjus und vielleicht der beste Cocktail ist, den ich bislang irgendwo getrunken habe. Der Stil der klassischen Gläser ist noch vereist als der Cocktail an den Tisch gebracht wird. So kann es eigentlich weitergehen. 

Bistro Carmagnole Hamburg 12.2.2016

Mutig wie ich bin habe ich als Vorspeise die Markknochen bestellt, mein Mann nimmt den Couscous mit Fleisch im Brickteig (ich habe leider vergessen, was genau im Brickteig war). Auch sonst ist die Karte erkennbar Französisch: Austern, Boeuf Tartare, Artischocke, Couscous und Merguez sind auf der klassischen Karte, auf der wöchentlich wechselnde Karte stehen unter anderem Tafelspitz, Rote-Bete-Salat und ganze Dorade.

Die Markknochen werden auch vom Service empfohlen und entpuppen sich als exzellente Wahl. Begeistert kratze ich das Mark aus, dazu gibt es geröstete Brotscheiben und einen Petersiliensalat mit Kapern und Schalotten. Das ist alles, sowohl in den einzelnen Komponenten als auch im Zusammenspiel ganz großartig und im Prinzip könnte man einfach noch eine Portion nehmen.

Bistro Carmagnole Hamburg 12.2.2016

Bistro Carmagnole Hamburg 12.2.2016

Beim Hauptgang geht es dann wieder etwas bodenständiger zu (wobei man auch fragen könnte, was denn wohl bodenständiger ist als Markknochen). Ich habe Merguez mit Pommes Frites und Tomatensalat gewählt, mein Mann nimmt eine kleine Portion Boeuf Tartare. Auch hier ist alles top, natürlich sehen Würstchen auf Pommes erstmal wenig spektakulär aus, geschmacklich lässt sich aber auch hier nichts aussetzen. Dazu gibt es guten Wein, der Service empfiehlt und lässt probieren, hier muss man also nicht auf gut Glück bestellen.

Bistro Carmagnole Hamburg 12.2.2016Bistro Carmagnole Hamburg 12.2.2016

Auch den geheimnisvollen Inhalt der Vitrine ergründe ich noch. Im Bistro Carmagnole kann man als Stammgast eine Flasche mit seinem Lieblingscocktail abfüllen lassen. Für 500 ml bezahlt man 60 Euro und kann sich dann bei jedem Besuch aus der eigenen Flasche das Glas nachfüllen lassen. Wären wir hier öfter, aber ach… Hamburg ist dann leider doch zu weit weg.

Bistro Carmagnole Hamburg 12.2.2016

Auf der Wochenkarte steht Île flottante und das muss ich ja immer bestellen, wenn es irgendwo auf der Karte steht, insofern hat sich bei mir die Frage nach dem Dessert schnell geklärt. Mein Mann entscheidet sich für Soyer au Champagne, im Prinzip auch fast schon ein Cocktail, der aber dank einer Kugel Vanilleeis zum Dessert erklärt wird. Uns soll es recht sein. Auch hier wäre eine doppelte Portion vollkommen okay gewesen, nicht, weil es zu wenig gewesen wäre, sondern weil es so verdammt lecker war. Île flottante sind vom Prinzip her unspektakulär, eine Insel aus Eischnee schwimmt auf Vanillesoße, aber die Vanillesoße ist nun mal zum Vergöttern. Man reiche mir einen Eimer davon. 

Bistro Carmagnole Hamburg 12.2.2016

Bistro Carmagnole Hamburg 12.2.2016

Zum Abschluss nehmen wir noch jeder einen Cocktail. Für mich wird es ein Dessert-Cocktail, der mit Salzmandeln serviert wird und leider aktuell nicht auf der Karte steht. Da ich mir die einzelnen Komponenten bei bestem Willen nicht merken konnte, sei einfach vermerkt, dass er dem Monsieur Provocateur in nichts nachstand. Für meinen Mann wird es ein Cocktail mit Whisky und Trüffelaroma. Nebenan wird ein Moscow Mule in der traditionellen Kupertasse serviert.

Bistro Carmagnole Hamburg 12.2.2016

Glücklich und volltrunken treten wir den Heimweg an, allerdings anders als auf dem Hinweg mit dem Taxi. Zuhause merkt meine Mann, dass er seine Mütze im Lokal vergessen hat. Ein Telefonanruf im immer noch offensichtlichen brummenden Bistro, die Mütze wird gefunden. Am nächsten Tag holen wir sie ab und erkunden dabei noch das Frühstücksangebot des Bistro Carmagnole. Aber das ist einen andere Geschichte.

Befände sich das Bistro Carmagnole in Essen oder Köln oder wir uns in Hamburg, wir wären wohl regelmäßig da. Aber so müssen wir uns damit begnügen, einen Besuch für den nächsten Hamburgausflug als mandatorisch schon mal festzulegen.

Bistro Carmagnole Hamburg 12.2.2016

Bistro Carmagnole
Juliusstraße 18
22769 Hamburg

www.carmagnole.kr

Telefon: 040 40186115
camille@carmagnole.de

Küche geöffnet: Dienstag bis Sonntag 18.00 bis 22.00 Uhr
Frühstück: Samstag und Sonntag von 11.00 bis 15.00 Uhr

Essen wie Anne in Frankreich: Dan in Bordeaux

Bordeaux 8.9.2015

Nachdem ich meinen Mann endlich dazu überreden konnte, nach Bordeaux zu fahren, das von unserem Ferienort nur etwa eine Stunde entfernt ist, suchten wir natürlich nach Restaurants, die interessant klangen. Ich stieß auf Dan und war gleich sehr angetan, schrieb eine Mail mit einer Reservierungsanfrage und schickte eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterher, sicherheitshalber. Leider sind wir gelegentlich spontan und und brachen auch in diesem Fall recht spontan nach Bordeaux auf. Ob wir an diesem Tag also einen Platz kriegen würden, war unklar. Trotzdem standen wir um kurz nach 19 Uhr in einer kleinen Straße in Bordeaux bei Dan und klopften zögerlich an die Tür. Geöffnet wurde zwar, aber das war es dann auch schon, leider sei heute nichts mehr frei, das ganze Wochenende sei ausgebucht, da sei nichts zu machen. Dafür bekamen wir immerhin mehrere Tipps, wo man noch gut essen könnten und landeten im Le Chien de Pavlov, wo wir einen sehr schönen Abend verbrachten. Zurück in unserem kleinen Feriendorf guckte ich dann noch mal die Bilder auf der Webseite durch. „Ich fürchte, wir müssen da essen“, sagte ich und spielte das gleiche Spiel noch mal. Nachfrage per Email, auf die erst keine Antwort kam und dann, aus purer Verzweiflung, eine Direktnachricht auf Facebook, die dann das gewünschte Ergebnis hatte. Ja, am Dienstag wäre noch was frei, kein Problem.

Bordeaux 8.9.2015

Am Dienstag stehen wir also wieder bei Dan vor der Tür, diesmal werden wir auch reingelassen, bekommen einen kleinen Tisch für zwei in dem ohnehin kleinen Restaurant. Alles ist etwas eng hier, dafür aber auch sehr gemütlich. Im Dan gibt es asiatisch-französische Fusionküche und so sieht es hier auch aus. Wir bestellen das Sechs-Gänge-Überraschungsmenü mit kompletter Weinbegleitung für mich und halber Weinbegleitung für meinen Mann, der noch fahren muss.

Als Gruß aus der Küche bekommen wir eine Rotkohlsuppe mit Fischrogen in einem kleinen Schälchen. Sehr würzig, von der Konsistenz interessant, etwas Brühe mit eingelegtem Rotkohl und dazu die großen Fischeier, die aufplatzen, wenn man drauf beißt.

Bordeaux 8.9.2015

Als ersten Gang gibt es eine Pilzvariation mit Fisch mit Pilzcreme, eingelegten Shiitakepilzen und eingelegtem Rettich. Der Fisch versteckt sich unter Pilzen und Rettich, leider habe ich vergessen, was es für ein Fisch war, aber lecker ist das alles, also ist es auch schon fast egal. Vor allem freut mich, dass ich die Shiitakepilze so lecker finde, denn mit Pilzen habe ich oft Probleme. Hier aber könnte ich noch mal eine Portion verdrücken.

Bordeaux 8.9.2015

Danach kommen Wan-Tans mit Garnelen und Foie Gras mit einer würzigen Garnelensauce. Dazu gibt es Dampfbrötchen mit Kräutern direkt aus dem Bambuskorb. Hier wird auch der französische Anteil des Gerichts direkt sehr offenbar, denn viel französischer als Foie Gras geht es kaum.

Bordeaux 8.9.2015

Bordeaux 8.9.2015

Nach den Wan-Tans bringt man uns Red Snapper mit Zucchini in der vielleicht leckersten Sauce, die ich je gegessen habe. Unser Gastgeber zählt alle Zutaten auf, die in der Sauce verarbeitet werden, es klingt grob wie jedes asiatische Kraut und Gewürz, das es gibt. Zusammen ist es eine Geschmacksexplosion, die ein bisschen durch einen Klecks Kokosnussmilch abgemildert und ergänzt wird.

Wie wir es denn fänden, fragt unser Gastgeber. „I want to marry that sauce“, sage ich und meine es so. Man gebe mir einen Topf mit dieser Sauce, ich würde ihn auslöffeln, bis nichts mehr übrig ist.

Bordeaux 8.9.2015

Der Hauptgang ist dann Schweinebauch nach Szechuan-Art gewürzt mit eingelegtem Gemüse und Auberginenmus. Mein Mann und ich sind beide keine Auberginenfans, so zubereitet haben wir aber keine Probleme, den Teller leer zu essen. Ich merke wieder, dass ich ein großer Freund von asiatisch eingelegtem rohen Gemüse bin. Jedes einzelne Stück wird sorgsam rationiert, damit ich möglichst lange etwas davon habe.

Bordeaux 8.9.2015

Bordeaux 8.9.2015

Nach dem Schweinebauch bringt man uns das Dessert. Moment, Dessert? Wir zählen nach… Pilze, Wan-Tans, Fisch mit Wundersauce, Schweinebauch… das waren doch erst vier. Oder zählt der Gruß aus der Küche als Gang? Das kann ja nicht sein. Aber erstmal egal. Jetzt haben wir Cassissorbet mit Schokoladenmousse, Biskuit und Lavendelcrème auf dem Teller und das will auch gewürdigt werden. Besonders angetan bin ich von der Lavendelcrème, aber auch der Rest enttäuscht nicht. Die Weinbegleitung ist übrigens auch gut abgestimmt, gemerkt habe ich mir die einzelnen Weine aber leider nicht.

Bordeaux 8.9.2015

Das Dessert ist verspeist. Wir zählen noch mal durch, nein nein, da fehlt noch ein Gang, aber was mag jetzt noch kommen? Käse vielleicht? Schlägt jetzt der französische Anteil, der sich den ganzen Abend sehr zurückgehalten hat, doch noch mit voller Wucht durch?

Tatsächlich kommt einfach: Noch ein Dessert! Zwei Dessertgänge! Was für eine tolle Idee! Wie oft saß man schon vor der Dessertkarte und konnte sich nicht entscheiden und nach wie vor darf man zwar diverse herzhafte Gänge nacheinander essen, Nachtisch gibt es aber immer nur einmal. So ein Unsinn eigentlich.

In diesem Fall bekommen wir einen Tapiokapudding mit Kokosmilch, Mangokompott, Baiser und etwas Kokoseis. Unser Gastgeber erzählt, dass das sein allerallerliebstes Dessert sei und tatsächlich ist es seelenwärmendes Essen, das wir andächtig aus dem Schüsselchen löffeln. An dieser Stelle haben wir auch konsistenztechnisch den kompletten Bogen gemacht, denn der Fischrogen vom Gruß aus der Küche ganz am Anfang und die Tapiokakügelchen im finalen Dessert sind sich vom Mundgefühl doch recht ähnlich.

Bordeaux 8.9.2015

Der Espresso kommt zwar recht schnöde aus einer Nespresso-Maschine, das freut uns aber in diesem Fall. Mit Espresso haben wir in Frankreich keinen guten Erfahrungen gemacht. Das Espresso-Äquivalent ist hier der „petit café“, der meistens eher etwas plörrig daherkommt. Außerdem bestelle ich noch einen japanischen Whisky, wenn schon, denn schon. Zumal es sehr nett ist, wie sich der Gastgeber freut, so begeisterte Gäste zu haben.

Bordeaux 8.9.2015

Wer in Bordeaux ist, sollte unbedingt rechtzeitig einen Tisch bei Dan reservieren. Es geht erwiesenermaßen auch per Facebook, auch wenn dieser Weg wohl eher ungewöhnlich ist. Wir freuen uns jedenfalls schon darauf, wenn wir im nächsten Frankreichurlaub wieder hier einen Abend verbringen können.

Dan ist übrigens kein Name, sondern das chinesische Wort für Laterne. Das kleine Restaurant in Bordeaux wurde unter anderem von der New York Times im Artikel „52 Places to Go in 2016“ erwähnt.

Bordeaux 8.9.2015

Dan
6 rue de Cancéra
33000 Bordeaux
Frankreich
Tel: (33) 05.40.05.76.91
Email: contact@danbordeaux.com
www.danbordeaux.com

Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 19:30 Uhr bis 22:30 Uhr

Essen wie Anne in Frankreich: À table in Bayonne

Bayonne 02/09/2015

Als wir im letzten Jahr ankündigten, wir würden nach Bayonne oder Biarritz fahren wollen, schrieb uns Antoine den Namen eines Restaurants auf, in das wir unbedingt gehen sollten. „À table“ hieß es, in Bayonne sei es, direkt am Fluß und sehr empfehlenswert, aber auch sehr klein, wir sollten reservieren, er könne das aber auch gerne für uns machen. Wir hatten aber noch keine konkreten Pläne, wir hatten ja noch keine Vorstellung, was man in Bayonne und Biarritz so machen könnte und wollten uns nicht direkt einen fixen Termin in den Tag legen.

Mittags kamen wir also in Bayonne an, hatten Hunger und fanden recht schnell zu À table. Sehr hübsch sah das aus. „Ich möchte da essen!“ sagte ich nach kurzem Studieren der Tageskarte. Daraus wurde aber nichts. Ob wir reserviert hätten, fragte uns eine kleine, resolute Frau und wir mussten verneinen. Dann wäre leider nichts möglich, erfuhren wir und wurden weiter geschickt. Dieses Jahr waren wir schlauer und am Abend vorher reservierte ich Online einen Tisch um 12 Uhr im Restaurant von Claire und Wilfried. Die Bestätigung blieb zwar aus, aber wir waren mutig und machten uns trotzdem auf den Weg. Es ist ja nicht so, als ob es in französischen Städten üblicherweise einen Mangel an Restaurants gäbe.

Bayonne 02/09/2015

Um zehn vor zwölf standen wir vor dem kleinen Restaurant und fragten vorsichtig an, ob denn die Reservierung erfolgreich gewesen wäre. War sie, aber da es noch zehn Minuten vor der offiziellen Öffnungszeit war, wurden wir noch eine Runde spazieren geschickt. Auch so eine französische Eigenheit, an die man sich gewöhnen muss. Wenn um 12 Uhr oder um 19 Uhr aufgemacht wird, wird auch erst um 12 Uhr oder um 19 Uhr aufgemacht. Da kann schon alles bereit stehen, los geht es dann, wenn es ganz hochoffziell losgeht. Das mag erstmal unhöflich erscheinen, ist aber einfach so. Manchmal darf man auch schon sitzen, in diesem Fall liefen wir noch eine Runde durch die kleinen Sträßchen von Bayonne.

Dann aber war 12 Uhr und wir durften sitzen und bestellen. Claire entschuldigte sich für das Fehlen einer englischen Karte. Alle paar Monaten wird die Karte von À table saisonbedingt runderneuert und der Wechsel wäre gerade erst gewesen, sie hätten noch keine Zeit für eine englische Karte gehabt. Egal, geht auch mit einer französischen. Auf der einzigen Terrasse (eigentlich der Bürgersteig) stehen kleine Tische, von denen man einen wunderbaren Ausblick auf den Kanal hat. Drinnen ist noch mal Platz für eng aneinander sitzende zehn bis zwölf Personen.

Bayonne 02/09/2015

Im Laufe des Bestellvorgangs steht uns Claire immer beiseite. Zwei Ratschläge hat sie: Nie das gleiche bestellen wie die anderen am Tisch. Und: Immer etwas nehmen, was man so noch nicht gegessen hat. Wir entscheiden uns also für die Vorspeisenvariation für zwei, der Mann nimmt Steak tatare (was Regel 2 widerspricht, aber gut) und ich nehme den Spieß mit Jakobsmuscheln und eingelegter Zitrone. Das Gemüse des Tages ist Ratatouille sowie ein Kartoffelstampf mit Kürbis.

Bayonne 02/09/2015

Die Vorspeisenplatte ist üppig, es gibt Burrata, Römerherzsalat, etwas Sojasprossen, spanischen Schinken, Kapern, Wraps mit Ziegenkäsecreme und Foie Gras in Sangria mariniert. Dazu gibt es einen Brotkorb, zur Foie Gras empfiehlt Claire das Schwarzbrot – unüblich eigentlich, sonst gibt es meistens Brioche, aber es passt auch gut. Das ganze ist recht bodenständig, aber mit guten Zutaten. Wir schaffen natürlich nicht alles, etwas Schinken und Salat und einige Kapern bleiben zurück. Dazu einen schönen Weißwein und für die Foie Gras noch mal extra einen etwas süßeren. Das passt alles ganz hervorragend.

Bayonne 02/09/2015

Das Steak tartare wird schon fertig angemacht serviert, das sonst übliche Soßentablett mit Worcestershiresauce und Tabasco entfällt also. Als Beilage gibt es das Ratatouille und ein sehr leckeres Kartoffelplätzchen, um das ich meinen Mann ein bisschen beneide.

Bayonne 02/09/2015

Allerdings gibt es gar keinen Grund, neidisch zu sein, mein Spieß mit Jakobsmuscheln ist auch toll, statt Kartoffelplätzchen bekomme ich das Püree aus Kartoffeln und Kürbis. Alles schmeckt gut und frisch. Die Portionen sind aber doch etwas zu groß, so dass vom Püree etwas übrig bleibt, was Claire mit strengem Blick zur Kenntnis nimmt und uns dazu rät, dann lieber vielleicht bei einem Nachtisch zu bleiben. Wenn es nicht reichen würde, könnten wir ja immer noch einen zweiten nehmen.

Schon am Anfang haben wir das Pain Perdu (die französische Version des Armen Ritter) mit Mirabellen  bestellt. Zwei der Nachtische haben eine Vorbereitungszeit, so dass man sich direkt für sie entscheiden muss. Darauf hat uns Claire glücklicherweise auch direkt hingewiesen und da eine unsere gastronomischen Missionen heißt, sämtliche Varianten von Pain Perdu, Armer Ritter oder French Toast zu probieren. Das Pain Perdu kommt zwar nicht an die Armen Ritter von Schmitzlers Restaurant ran, ist aber wirklich richtig lecker und kommt nicht nur mit Mirabellenkompott, sondern auch mit Mirabellensorbet, Sahne und ganzen Mirabellen. Und mir wird wieder klar, wie gut Mirabellen schmecken. Einen zweiten Nachtisch brauchen wir aber tatsächlich nicht, obwohl es sehr verlockend wäre.

Bayonne 02/09/2015

Zum Abschluss einen Kaffee. Wir waren die ersten Gäste und sind die letzten, die an diesem Tag gehen. Bei À table werden die Tische nicht gewechselt, jeder Tisch wird jeweils mittags und abends exakt einmal besetzt. Auch wir erleben, wie sich am Nebentisch ein Paar niederlässt und kurz darauf wieder gehen muss, weil hier eben ohne Reservierung fast nichts läuft. Die Plätze sind begrenzt und das Essen eben so gut, dass es genug reservierende Gäste gibt. Wir bekommen noch einen Petit Café. Seit wir uns damit abgefunden haben, dass das Konzept Espresso in Frankreich weitgehend unbekannt ist und man halt einfach statt dessen einen kleinen Kaffee bekommt, wundern wir uns auch nicht mehr dauernd.

Beim Bezahlen plauschen wir noch mit Claire, die sehr eloquent auf Englisch erzählt. Nach uns kann der Laden wieder bis zum Abend zugemacht werden. Und wir melden uns quasi jetzt schon fürs nächste Jahre an: „A la prochaine année.“ Doch, die Empfehlung war gut.

Bayonne 02/09/2015

Die Bestätigung der Reservierung finde ich am Abend in meinem Posteingang. Hat ja aber alles geklappt.

À table
27 Quai Amiral Dubourdieu
64100 Bayonne
Frankreich

+33 5 59 56 79 22
info@restaurant-a-table-bayonne.fr
Webseite

Ein bisschen Elsass in Konstanz: Storikenescht

Restaurant

Schon beim vorletzten Konstanzbesuch hatte ich das Storikenescht ausgeguckt, da hatte das Restaurant aber wegen Urlaubs geschlossen und so landeten wir irgendwo anders. Dieses Mal haben wir es aber endlich geschafft und konnten uns bei schönem Wetter auf der Außenterrasse einen lauschiges Plätzchen suchen.

Der eindeutig französische Akzent der Inhaberin lässt hoffen, dass hier wirklich authentisch französisch bzw. elsässisch gekocht wird. Die Speisekarte sieht auch gut aus. Flammkuchen gibt es natürlich, aber eben auch allerlei andere französische und elsässische Leckereien.

Karte

Zunächst einmal gibt es aber den Aperitif, Sekt mit Brombeersirup für mich und Picon Bière, Bier mit Orangenbitter, für den Mann und den Schwiegervater. Davon muss ich natürlich auch mal probieren und ja, das ist lecker erfrischend.

Picon Bière

Der Mann und ich teilen uns Gänseleber auf karamellisiertem Apfel zur Vorspeise und dann nimmt er ganz zünftig das Choucroute garnie, also Sauerkraut auf elsässische Art. Auf elsässische Art, das haben wir schon im Urlaub in Colmar gelernt, heißt meistens “mit viel Fleisch”. Ich nehme lieber etwas “Leichtes”, nämlich den lauwarmen Linsensalat mit Schweinebäckchen und geräucherter Entenbrust.

Zunächst aber gibt’s einen kleinen Gruß aus der Küche, vier kleine Flammküchlein landen auf dem Tisch. Kurz gesagt, wenn die großen Flammkuchen so lecker sind wie die kleinen, dann kann man im Storikenescht sehr, sehr gut Flammkuchen essen.

Flammkuchen

Die Vorspeise kann auch was. Die Gänseleber, leicht angebraten, darunter die Äpfel und dazu noch leckerer Salat mit Vinaigrette. So hab ich mir das vorgestellt. Die Gänseleber ist kaum gewürzt, was uns zunächst irritiert, aber eigentlich ist das sehr lecker so.

Gänseleber

Zum nächsten Gang bestellt der Mann ein Bier mit Grenadine, einfach weil’s interessant klingt. Beim Probieren merkt er aber, dass das wohl doch nicht so sein Ding ist, also darf ich das Bier haben und er bestellt einfach ein normales Bier ohne was drin.

Bier mit Grenadine

Dann kann’s weitergehen mit der Hauptspeise. Das Choucroute garnie kommt erwartet üppig daher, auch der lauwarme Linsensalat, eigentlich eine Vorspeise, ist als Hauptgericht vollkommen ausreichend. An beiden Gerichten gibt es nichts zu meckern. Die Schweinebäckchen sind vielleicht das Zarteste an Fleisch, was ich in langer Zeit auf dem Teller hatte und fallen beim Angucken schon fast auseinander.

Choucroute garnie

Eine sehr ordentliche Portion Choucroute garnie.

Linsensalat

Beim Nachtisch mussten wir gar nicht lange überlegen. Tarte Tatin stand auf der Karte und wenn es irgendwo Tarte Tatin gibt, dann wird die auch getestet. Für die Schwiegermutter gibt’s Gugelhupf-Eis mit Kirschen und für den Schwiegervater Münsterkäse mit Kümmel.

Der Mann findet die Tarte Tatin sehr gut, ich eher so normal gut, irgendwas fehlt, aber ich könnte noch nicht mal sagen, was. Dafür begeistert der Münsterkäse.

Tarte Tatin

Zwischendurch streicht noch eine rote Katze um die Terrasse, der Abend bleibt lauschig am Döbele und wir können mit gut gefüllten Mägen nach Hause gehen. Schön ist es im Storikenescht und vor allem lecker und authentisch. Wer in Konstanz landet und spontan Lust auf elsässische (und französische) Küche bekommt, der ist hier gut aufgehoben. Und alle anderen, die einfach nur gut essen wollen, natürlich auch.

Haus

Restaurant Storikenescht
Döbelestraße 3
78462 Konstanz
Telefon: 07531/91 90 47

http://www.storik.de

Öffnungszeiten: Di ab 18 Uhr, Mi – So: 11:30 Uhr – 14:30 Uhr und 17:30 Uhr – 24:00 Uhr

Grosses Raclettegelage im Petite Raclette in Essen-Werden

Das Petite Raclette heißt jetzt Komma Essen. Es gibt aber immer noch Raclette.

Schild

Wir waren jetzt endlich im Petite Raclette, wo wir schon mal so nett Desserts verspeist hatten, diesmal aber zu viert und zum richtigen Raclette-Essen. Am Telefon sagte man mir schon, dass es eventuell kein Raclette mit Grill, sondern lediglich eines mit Kerzen geben würde, zu dem man dann auch kein Fleisch kriegen könnte. Das war uns aber egal, wir wollten das trotzdem probieren, und machten an einem verregneten Abend einen kleinen Ausflug nach Essen-Werden.

Draussen

Tafel

Das Petite Raclette befindet sich in einem hübschen kleinen Gässchen in der Altstadt von Werden. Draußen begrüßen uns Blumen und die handgeschriebenen Tafeln, drinnen erwartet uns ein schöner uriger Holztisch mit einem französisch angehauchten Reservierungsschild. Die Bestellung ist eine mittelschwere Geburt, wir bestellen quer die Raclettebeilagen durch, verwirren dabei nicht nur uns ein bisschen, sondern auch den Service, der daraufhin wieder uns ein bisschen verwirrt. Letztlich klappt aber alles. Es gibt auch noch Grillraclette, nur kein Rinderfilet mehr, die letzte Portion ist an den Nebentisch gegangen.

Reserviert

Wir kriegen den Aperitif (für mich den unten abgebildeten Kir) und auch direkt eine Flasche Weißwein. Dann kommt auch die Chefin (vermute ich jedenfalls) an unseren Tisch und sagt uns, dass sie jetzt doch noch schnell ein bisschen Rinderfilet gekauft hätte, wenn wir also was haben wollten, ginge das doch. Klar wollen wir und bestellen gleich zwei Portionen. Wir freuen uns über diese glückliche Wendung, dann stoßen wir an und warten auf das Raclettegelage.

Kir

Wein

Los geht’s: Das Raclette wird an den Tisch gebracht, eingesteckt und eingeschaltet. Dazu bekommen wir jeder einen Teller, Raclettepfännchen und Holzschaber. Außerdem Brot mit Butter, Kartoffeln und Raclettekäse. Die Spannung steigt.

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Zubehör

Dann wird richtig aufgefahren. Auf unserem Tisch landet schließlich folgendes (wenn ich nicht noch was vergessen habe):

  • Hühnchenfiletstreifen
  • Rinderfiletstreifen
  • Flusskrebse
  • Trüffelsalami
  • halbgetrocknete Tomaten
  • Feigen und Feigensenf
  • zwei Sorten Chutney

Dann ist der Tisch auch richtig voll und wir können damit anfangen, das Fleisch auf den Grill zu schmeißen und unsere Pfännchen kreativ zu füllen und das machen wir auch und die folgenden gefühlt fünfzig Bilder geben hoffentlich einen ganz guten Eindruck von unserem kleinen Gelage.

Fleisch

Salami

Rind

Chutney

Kartoffel

Raclette

Kreativküche

Mehr Kreativküche

Brot

Irgendwann ist alles aufgefuttert, die letzten Brotscheiben werden noch geröstet. Was am Anfang noch so wenig aussah, hat vollkommen gereicht, nur Brot und Kartoffeln lassen wir noch einmal bringen. Da man beim Raclette ja die Hälfte der Zeit mit Warten beschäftigt ist, läuft man eben nicht so Gefahr, sich erstmal den Bauch voll zu hauen, bevor man merkt, dass man schon längst satt ist.

Tafel

Nur Platz für Dessert ist natürlich noch. Wir bestellen einmal die angebotenen Desserts durch, Soufflé von weißer Schokolade mit Himbeersauce, Apfeltarte, Schokoladenkuchen und Zitronen-Mandel-Kuchen. Alles sieht schon lecker aus, und jeder probiert mal bei jedem, das Soufflé ist (wie angekündigt) sehr süß, aber auch sehr lecker, der Schokoladenkuchen herrlich schokoladig, der Apfelkuchen ist ebenfalls sehr lecker, und meine Zitronen-Mandel-Tarte sowieso. Diesmal mag ich tatsächlich meine Wahl am liebsten, wobei auch wirklich alles lecker ist und – wie unten gezeigt – auch sehr gut aussieht.

Souffle

Schokotorte

Apfeltarte

Zitronen-Mandel-Tarte

Danach sind wir richtig gut satt gegessen und glücklich. Bei der Verabschiedung frage ich noch mal nach und man erklärt uns, dass Raclette im Sommer nicht so gut läuft und sie deswegen in dieser Zeit nur das kleine Kerzen-Raclette anbieten, das eben leider nicht heiß genug wird, um Fleisch zu garen, aber für Käse und die restlichen Beilagen durchaus ausreicht. Also, Raclette gibt’s immer, im Sommer aber nicht das Komplettprogramm. Ansonsten kann man aber noch Flammkuchen, Salate, Baguettes und andere französische Leckereien schlemmen.

Sehr netter Service, generell sehr nette Bekümmerung, der französische Flair wird hier gut durchgezogen, sehr sympathisch das alles. Und wir? Wir tapern satt und glücklich zurück zum Bahnhof und machen uns auf den Weg nach Hause.

Petite Raclette

petite raclette
Hufergasse 7 – 9
45239 Essen-Werden
Telefon: 0201/50 78 42 65

http://www.petiteraclette.de/

Öffnungszeiten: Di – So: 11 – 23 Uhr, Mi: 17 – 23 Uhr

Tarte Tatin (ganz klassisch)

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Gestern Abend gab es endlich mal wieder selbstgemachte Tarte Tatin. Und zwar ganz klassisch mit Äpfeln. Tarte Tatin ist möglicherweise der beste Kuchen der Welt und interessanterweise auch gar nicht so schwer. Als der Mann dann abends nach Hause kam, roch es lecker nach Teig und Äpfeln, was will man mehr?

Zunächst musste aber erstmal ein Rezept gefunden werden. Wer wie ich im Besitz deutlich zu vieler Kochbücher und -zeitschriften ist, der hat nicht zwingend ein Problem damit, ein Rezept für Tarte Tatin zu finden, das Problem besteht eher darin, sich für eines zu entscheiden.

Was ich grundsätzlich ablehne ist Tarte Tatin mit Blätterteig. Da können mir die Leute noch so oft mit “Geht aber ganz schnell und ist total praktisch” kommen, Blätterteig ist prinzipiell zu vermeiden und es ist nun auch nicht so, als ob die Herstellung von Mürbeteig zu den großen Küchenherausforderungen gehören würde. Blätterteig geht also gar nicht. Ähnlich halte ich es für eine Fehlrichtung, die Äpfel zu vierteln oder gar zu achteln. Da gehören Apfelhälften drauf, maximal darf man nachher größerer Lücken mit passenden kleineren Apfelstücken noch dicht machen.

Rezepte

Rezept

Letztlich habe ich mich für einen Kompromiss entschieden. Den Teig habe ich entsprechend dem Rezept in der Lecker 09/09 gemacht, den Belag hingegen habe ich aus dem aktuellen Lecker-Sonderheft “Bakery” genommen, hauptsächlich, weil Ahornsirup drin vorkam, was ich für eine sehr brauchbare Variation halte. Die komischen Brösel, die man auch auf dem Rezept sehen kann, hab ich zwar auch gemacht, nachher aber als sinnlosen Zusatz wieder verworfen.

KitchenAid

In solchen Momenten liebe ich meine KitchenAid von ganzem Herzen. Dieses Mal musste ich eigentlich kaum mehr tun als die Zutaten zusammen in die Rührschüssel geben und die Maschine hat alles selbst gemacht, bis ich wirklich einen schönen glatten Teig hatte, den ich nur noch einmal “schön formen” und in Frischhaltefolie packen musste.

Teig in Form

Kuchen in Ofen

Und ja, ich besitze nicht nur eine KitchenAid, sondern auch eine Tarte-Tatin-Form. Welch grandiose, selten-sinnlose Anschaffung! Vor allem, wenn man bedenkt, dass ich geschätzt alle anderthalb Jahre einmal Tarte Tatin mache. Aber wenn, dann ist es natürlich super, eine Form zu haben, die von der Größe genau passt, auf die Herdplatte und in den Ofen darf und praktische Henkel zum Stürzen hat.

Die Tarte Tatin gab es dann jedenfalls zum Münsteraner Tatort, mit aufgeschlagener Sahne und Kaffee und Kakao. Und für heute Abend ist auch noch was übrig, hurra!

Tarte

Tarte Tatin

Für den Teig:
200 g Mehl
3 El Puderzucker
1 Prise Salz
100 g kalte Butter
1 Ei

Für den “Belag”:
6 kleine Äpfel
70 g Zucker
3 El Ahornsirup
30 g Butter

1. Mehl, Puderzucker, Salz, Butter in Stücken, das Ei und zwei El eiskaltes Wasser zu einem glatten Teig verkneten. (Alternativ von der KitchenAid erledigen lassen.) Zu einer Kugel formen und im Kühlschrank mindestens 30 Minuten kalt stellen.

2. Ofen auf 220 Grad (Umluft: 200 Grad) vorheizen. Äpfel schälen, Kerngehäuse entfernen und halbieren.

3. In der Zwischenzeit den Zucker mit dem Ahornsirup in einer Tarte-Tatin-Form (alternativ gehen auch jegliche Arten von Pfannen, die groß genug sind und die man nachher in den Ofen stellen kann) karamellisieren. Die Butter zugeben und schmelzen.

4. Apfelhälften mit der gewölbten Seite nach unten in die Form legen, dabei möglichst wenig Platz dazwischen lassen (ich habe zum Schluss noch kleinere Stücke in die Lücken gesteckt). 5 Minuten mitbraten lassen, dann von der Platte nehmen.

5. Den Teig aus dem Kühlschrank nehmen und auf die Größe der Form ausrollen. Auf die Äpfel legen und am Rand ein wenig nach unten drücken und ein paar Mal mit einer Gabel einstechen. Das Ganze in den Ofen und ca. 25 Minuten backen.

6. Aus dem Ofen nehmen, 5 Minuten auskühlen lassen und dann auf eine Tortenplatte (alternativ großer, flacher Teller) stürzen. Warm oder kalt mit Vanilleeis oder halbgeschlagener Sahne servieren. Miam.

Fertig

Jankas Lokal und Biergarten in Dortmund

Jankas Lokal & Biergarten

Ich bin ja Janka-Fan. Das fing damit an, dass Janka Thiemann auf der GourmeDo 2011 auf dem Dortmunder Friedensplatz als Gastköchin am Stand eines anderen Restaurants das mit Abstand beste Essen servierte. Auch dem Mann war sofort klar: Müssen wir uns merken, da müssen wir nämlich unbedingt hin.

Schon beim ersten Mal waren wir begeistert. Janka Thiemann serviert bodenständige französische Bistro-Küche. Die Karte wechselt wöchentlich und zwar mehr oder weniger komplett, es lohnt sich also, gelegentlich mal im Internet nachzusehen, was es denn diese Woche gibt.

Und weil wir ja eh schon in Dortmund waren (siehe hier), haben wir dann auch noch schnell einen Abstecher in den Dortmunder Norden gemacht, um mal wieder in Jankas Lokal vorbeizuschauen.

Jankas Lokal & Biergarten

Jankas Lokal & Biergarten

Jankas Lokal liegt etwas versteckt in der Braunschweiger Straße, und man bekommt direkt den Charme eines französischen Bistros zu spüren. Karierte rote Deckchen auf den Tischen, Kerzen und Blumen. An der Wand hängt (ebenfalls wechselnde) Kunst und im Hintergrund läuft durchgehend französische Musik. Hach. Schön.

Da die Karte recht übersichtlich ist, haben wir uns schnell entschieden. Zur Vorspeise die Dordogner Creme mit Brot, dann einmal Kalbstafelspitz mit Bouillonkartoffeln und Wurzelgemüse und einmal das Fondue Fermé und Forêt mit Aprikosenaioli und Polenta.

Zunächst kommt aber der Gruß aus der Küche: Rote Bete und Apfel mit Matjestatar. Und selbst ich, die immer noch unschlüssig ist, was Rote Bete angeht und auch keinen großen Hang zu Matjes und Konsorten hat, muss sagen: Wirklich, wirklich lecker.

Während wir noch mit dem Küchengruß beschäftigt sind, wird auch schon die Dordogner Creme gebracht, eine Walnusscreme, wie wir schon vorher erfragt haben. Auch die ist richtig lecker, auch wenn man vielleicht nicht ganz so viel Brot dazupacken sollte. (Luxusprobleme, ich weiß.)

Jankas Lokal & Biergarten

Jankas Lokal & Biergarten

Während ich mich für einen Rotwein entschieden habe, hat der Mann, der die Woche noch krank im Bett lag, den “Kanada Aktiv” bestellt, ein unglaublich tolles Getränk, das aus Zitronenlimonade, Ahornsirup und Chilipulver besteht, also genau das richtige zum Wieder-Fit-Werden.

Jankas Lokal & Biergarten

Dann kommen die Hauptgerichte, das Fondue-Fleisch für mich und den Kalbstafelspitz für den Mann. Die Aprikosenaioli ist schon mal super, die Polenta für mich fast ein bisschen zu klebrig (wobei ich gerade bei Polenta nie so richtig weiß, ob das möglicherweise einfach so soll). Zwar wurde uns erklärt, was an Fleisch auf dem Teller liegt (vom Land und aus dem Wald eben), aber ich habe wohl nicht zugehört. Geraten sind es ein bisschen was vom Schwein, ein kleines Lammhack-Röllchen (sehr lecker) und etwas Geflügeliges. Alles sehr gut, zusätzlich noch mit etwas Möhren und Schalotten.

Die Polenta würde ich gerne gegen die Bouillon-Kartoffeln des Mannes eintauschen und dementsprechend stibitze ich da auch ein paar vom Teller. Auch er ist hochzufrieden mit dem, was auf dem Teller ist.

Leider ist es auch zu viel und wir müssen die Teller noch zumindest viertelvoll zurückgeben. Das ist aber auch der einzige Kritikpunkt, und wie wir erfahren, waren in der Woche wohl schon ausreichend gute Esser da, die diese Teller ratzeputz geleert haben. Liegt also vielleicht doch an uns.

Jankas Lokal & Biergarten

Jankas Lokal & Biergarten

Zum Nachtisch gibt es Mokkacreme mit Pistazienfudge und Mousse au semoule (also Grießmousse, wenn mein Französisch mich hier nicht im Stich lässt) mit Zwetschgenröster. Für den Mann ist damit die Entscheidung automatisch getroffen, denn er reagiert auf Zwetschgenröster ähnlich pawlowsch wie ich auf Linsen oder Himbeeren. Wenn das dabei ist, muss es probiert werden.

Auch hier sind die Teller mit zusätzlich viel Sahne gut gefüllt, so dass ich etwas von der Mokkacreme übrig lassen muss, aber das ist auch die einzige Beschwerde. Meinetwegen muss auch keine Sahne, aber ich weiß aus Erfahrung, dass da die Präferenzen sehr unterschiedlich sind – und der Mann lässt auch kein Fitzelchen übrig, weder vom Grießmousse, noch von den Zwetschgen, noch von der Sahne.

Jankas Lokal & Biergarten

Jankas Lokal & Biergarten

Mit vollen Bäuchen sitzen wir also noch ein bisschen glückselig rum, trinken Minztee und “Kanada Aktiv” und machen uns schließlich wieder auf den Weg nach Hause.

Schade, dass Jankas Lokal nicht bei uns um die Ecke ist, sonst wären wir sicher öfter da. Aber vielleicht ist das auch gut so, denn so bleibt es etwas Besonderes und wir lassen uns gerne von der kleinen Wochenkarte überraschen. Es ist alles so schön bodenständig und unaufgeregt, das Lokal, die Mitarbeiter und das Essen. Und eben auch sehr lecker.

Jeden dritten Sonntag im Monat gibt es auch ein “Monatsmenü”, für das man aber schnell reservieren sollte. Das für März ist schon ausverkauft. Was es geben würde, wenn man eine Reservierung ergattert hätte, das kann man auch auf der Webseite nachlesen.

Jankas Lokal & Biergarten

Jankas Lokal und Biergarten
Braunschweiger Straße 22
44145 Dortmund
Telefon: 0231/84 04 606

http://www.jankas-lokal.de/

Öffnungszeiten: Di – Sa: 18 – 23 Uhr

Petite Raclette in Essen-Werden

Das Petite Raclette heißt jetzt Komma Essen. Es gibt aber immer noch Raclette.

Petite Raclette

Nach dem Currywurstessen in der Curry Lounge dachten wir, wir könnten vielleicht noch ein bisschen die Altstadt von Werden erkunden. Wir kamen aber leider nicht weit, denn erstens meldete sich ein gewisser Appetit auf Süßkram und zweitens liefen wir in diesem Zustand dann auch noch am petite raclette vorbei. Und dementsprechend dann eben nicht vorbei, sondern rein.

Petite Raclette

Petite Raclette

Die Einrichtung im petite raclette ist ungemein schnuckelig mit ein paar langen Tischen in einem und ein paar hohen im anderen Raum. Alles sehr liebevoll eingerichtet in warmen, erdigen Tönen mit kleinen Lämpchen auf den Tischen und an der Wand und Blumen auf Tisch und auf der Fensterbank. Zugegebenermaßen war ich nach geschätzt einer Minute verliebt in das kleine Restaurant.

Menu @ Petite Raclette

Die Speisekarte ist übersichtlich und schön gegliedert, es gibt typisch französische Küche, aber vor allem eben das namensgebenden Raclette, das man sich nach Herzenslaune selber zusammenstellen kann. Ansonsten gibt es Quiches, Flammkuchen, Croque-monsieur sowie Croque-madame und viele andere Kleinigkeiten. Aber gegessen hatten wir ja schon, wir wollte nur noch etwas Nachtisch haben.

Im Angebot waren Crêpes mit unterschiedlicher Füllung und einige Kuchen. Wir bestellten einmal Crêpes mit Aprikosenkonfitüre und die Tarte aux pommes, dazu einen Kakao und einen Milchkaffee.

Tarte aux pommes @ Petite Raclette

Crepes @ Petite Raclette

Der Kuchen kam heiß auf den Tisch und war in der Tat eine kleine Tarte Tatin, wobei ich mir über die Beschaffenheit des Teiges immer noch etwas unklar bin. (Blätterteig war es aber wohl nicht, was ich nur gutheiße, weil ich Tarte Tatin mit Blätterteig für ein schlimmes kulinarisches Vergehen halte.) Sehr lecker jedenfalls, genau wie die Crêpes, von denen ich mir eines der vier kleinen schnappte und enthusiastisch vertilgte.

Petite Raclette

Petite Raclette

Das petite raclette liegt mitten in Essen-Werden, und man sagte uns, man solle besser vorbestellen, denn es könnte abends schon mal voll werden. Ob das wirklich so ist, kann ich nicht beurteilen, aber das Restaurant ist zumindest ausreichend klein, als dass es schnell eng werden könnte. Überhaupt waren alle sehr reizend, und man zeigte uns auch noch mit Begeisterung die anderen Kuchen in der Auslage (Zitronenkuchen, Mandelkuchen, mjam).

Beim nächsten Mal werden wir wohl mal das Raclette ausprobieren. Und so ein Stück Tarte au citron muss ja auch noch probiert werden. Ich freu mich schon.

Petite Raclette

petite raclette
Hufergasse 7 – 9
45239 Essen-Werden
Telefon: 0201/50 78 42 65

http://www.petiteraclette.de/

Öffnungszeiten: Di – So: 11 – 23 Uhr, Mi: 17 – 23 Uhr